
Hildegard von Bingen, geboren um 1098 in Bermersheim bei Alzey, war Mystikerin, Gelehrte, Heilerin und eine der beeindruckendsten Frauen des Mittelalters. Schon als junges Mädchen kam sie ins Kloster Disibodenberg und entwickelte dort ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten. Später gründete sie das Kloster Rupertsberg bei Bingen und das Kloster Eibingen bei Rüdesheim, die zu Zentren des Glaubens, der Medizin und der Musik wurden.
Ihre Werke vereinten Religion, Ethik, Musik, Naturheilkunde und Kosmologie zu einem ganzheitlichen Weltbild. Sie schrieb über Heilpflanzen, komponierte Lieder, führte einen umfangreichen Briefwechsel mit Päpsten und Kaisern und trat sogar als Predigerin auf – ein außergewöhnlicher Schritt für eine Frau im 12. Jahrhundert.
In Bingen am Rhein ist ihr Erbe bis heute lebendig: Das Museum am Strom zeigt eine große Ausstellung über ihr Leben und Wirken, und im Hildegard-Garten wachsen die Heilpflanzen, die sie einst beschrieb. Auf dem Hildegard-Weg können Besucher ihre Spuren entlang des Rheins verfolgen. Wer die Orte besucht, spürt, wie sehr Hildegards Denken zwischen Glauben, Natur und Wissenschaft noch immer berührt.