Weinberg im Frühling

März 2025

Rebschnitt vergessen oder ist das so gewollt?

Fährt man derzeit durch die Weinberge in Rheinhessen tauchen immer mehr Weinberge auf, die scheinbar vergessen wurden zu schneiden. Sie gleichen „Hecken“ und zeigen ein ziemlich „strubbeliges“ Bild gegenüber den akkurat zurückgeschnittenen Rebstöcken in den Nachbarweinbergen, deren verbliebene Triebe aktuell fast kunstvoll umgebogen und in Form gebracht werden.

Nun das Ganze hat natürlich einen Hintergrund: Auch die Winzer kämpfen mit steigenden Kosten in einer angespannten Erlössituation und wer versucht da nicht Kosten zu sparen. Immerhin macht der Rebschnitt die Hälfte der Handarbeitszeit in der Bearbeitung von Weinbergen aus. Und wenn sich die Arbeitszeit hier von 80 bis 100 Stunden pro Hektar auf 4 bis 5 Stunden reduziert ist das natürlich ein Argument. Von den Folgearbeiten im Sommer, die auch immens reduziert werden, ganz zu schweigen. Gerade bei den größer werdenden Flächen der Weingüter und den steigenden Lohnkosten wird sich diese minimalistische Bewirtschaftungsform immer mehr verbreiten.

Sie kommt gar dem natürlichen Wuchsverhalten der Reben näher. Die beim klassischen Rebschnitt teilweise massiven Einschnitte in den Stockaufbau bieten ideale Eingangspforten für holzzerstörende Pilze. Zudem verkraften solche Weinberge Extremwetterereignisse wie Spätfrost, Hagel oder intensive Sonnenstrahlen besser, da einfach mehr Triebe vorhanden, die Trauben kleiner und die Beerenschalen dicker sind. Was eben nur nicht mehr geht ist eine selektive Lese von Hand für Premiumqualitäten. Beim Minimalschnitt steht die Produktion von Alltagsweinen mit einer wirtschaftlichen Qualitäts- und Mengenrelation im Fokus.