September 2025

September 2025
Wir haben gerade mal Mitte September und wir sprechen schon vom „Endspurt“ der Weinlese. Es ist einer der Superlative der diesjährigen Ernte, mit denen sich einmal mehr der Klimawandel zeigt. Die Lese begann so früh wie noch nie. Kurioserweise waren auch nahezu alle Rebsorten, egal ob früh- oder spätreifend, zum gleichen Zeitpunkt bereits Ende August/Anfang September reif.
Durch den trockenen Sommer sind die Erträge so gering wie schon lange nicht mehr. Und dass das altbekannte altbekannte Menge-Güte-Gesetz immer noch gilt, zeigen die sehr hohen Mostgewichte, die bei vielen Rebsorten jenseits der Marke von 90 Grad Oechsle liegen. Manche Weinberge mussten entgegen dem Plan früher gelesen werden, um dem weiteren Anstieg der Mostgewichte, die noch vor wenigen Jahren als alleiniger Qualitätsindikator galten, zuvorzukommen. Auch die Weinsäure, die für die Frische und Fruchtigkeit der Weine steht, war anfangs stabil, baute sich jedoch im Laufe der ersten Septembertage schnell ab. Und nun kommt der nächste Superlativ ins Spiel, der den eingangs erwähnten Spurt manifestiert:
Die Ernte muss jetzt so schnell wie möglich erfolgen, da der heftige Regen in der zweiten Septemberwoche viele Beeren platzen ließ und diese somit schnellstmöglich auf die Kelter gebracht werden müssen, bevor die Traubengesundheit massiv leidet.
Die Traubenvollernter können mit ihrer Schlagkraft große Flächen recht schnell abernten und die geringen Erträge verstärken diesen Geschwindigkeitsfaktor in der Lese zusätzlich. Die Winzerinnen und Winzer müssen durch die geringeren Erträge deutlich mehr Weinbergzeilen lesen, um ihre Kelter genauso voll zu bekommen wie im Vorjahr. Wer aktuell mit der Hand liest, muss sorgsam selektieren und kann damit noch immer herausragende Qualitäten nachhause fahren.
Die ersten Betriebe, insbesondere solche, die auf kerngesunde Trauben für die Sektbereitung setzen, hatten schon vor dem großen Regen ihre Lese abgeschlossen. Zu diesem frühen Zeitpunkt avancierte dieser Jahrgang auch als Rotweinstar der letzten Jahre, da die Beeren sehr gleichmäßig und intensiv durchgefärbt waren. Hier können sich Rotweinfans auf Top-Qualitäten freuen. Bei den weißen Sorten wird es je nach Lesezeitpunkt eine breite Spanne von früh gelesenen fruchtig-frischen Weinen bis hin zu später gelesenen vollreifen, kräftigen, aromatischen Speisebegleitern und abendlichen Couchweinen geben. Der Jahrgang wird als weiteren Superlativ viele verschiedene Charaktere bieten, freuen Sie sich darauf.