Es ist Herbst, eine der reizvollsten Jahreszeiten in der rheinhessischen Weinlandschaft. Die im Sommer so üppig grünen Weinberge verwandeln sich für wenige Wochen in ein prachtvolles Farbenmeer aus Rot, Orange, Gelb und Grün. Es ist die beste Zeit noch einmal die Wanderschuhe zu schnüren und den Blick über die sanften Hügel schweifen zu lassen. Meine Lieblingsorte für diesen visuellen Genuss: die Wingertsschaukeln in der Rheinhessische Toscana.
Wingertsschaukel in Zotzenheim, @ Tanja Espenschied
Ein Platz zum Genießen
Auf zahlreichen Wanderungen rund um die Weinorte der Verbandsgemeinde Gensingen-Sprendlingen in Rheinhessen bin ich mal zufällig, mal geplant an ihnen vorbeigekommen. Die großen, massiven Holzschaukeln stehen inmitten der Weinberge und bieten, jede für sich, eine atemberaubende Aussicht – bei gutem Wetter sogar bis in den Hunsrück, den Pfälzerwald und ins Rheintal. Gerade im Herbst, wenn die Sonnenstrahlen die Weinberge in ein goldenes Licht tauchen, sind sie willkommene Orte für eine kleine Auszeit.
Den Blick schweifen lassen: Wingertsschaukel in Aspisheim
Seele und Beine baumeln lassen
Platz nehmen, sich anschubsen, die Beine und vor allem die Seele baumeln lassen – die insgesamt neun Weinbergschaukeln sind ein Projekt des Tourismusvereins Rheinhessische Toscana e.V., der 2011 die erste Schaukel in Welgesheim erbauen ließ. Mittlerweile hat fast jeder Ort der Verbandgemeinde seine eigene Schaukel. Die Idee ist nicht neu. Auch in anderen Weinregionen findet man ähnliche Schaukeln, ihre Vielzahl auf recht kleiner Fläche ist hier jedoch einzigartig.
Versteckt in den Weinbergen: Weinbergsschaukeln in der Rheinhessischen Toscana, @ Tanja Espenschied
Es sind keine großen touristischen Sehenswürdigkeiten, vielmehr kleine Highlights, die es auf Spaziergängen oder Wanderungen durch die Rheinhessische Toscana zu entdecken gilt. Gerade das macht sie für mich so besonders. Ob alleine, mit der Familie oder in einer Gruppe mit Freunden, die Wingertsschaukeln sind beliebte Anlaufstellen für Ausflüge. Kaum jemand läuft an ihnen vorbei, ohne wenigstens einmal kurz zu schaukeln und die Aussicht zu genießen. Oft befindet sich in unmittelbarer Nähe auch ein Tisch des Weines, der zu einem längeren Aufenthalt mit Vesper und einem Glas Wein einlädt.
Wingertsschaukel in Wolfsheim (Wird gerade überholt, ist aber bald wieder da. Den Ausblick wollten wir euch nicht vorenthalten ; -)), @ Tanja Espenschied
Wanderwege in der Rheinhessischen Toscana
Wandern wird in der Rheinhessischen Toscana großgeschrieben. Allein vier ausgewiesene Wanderwege rund um die malerischen Weindörfer Aspisheim, Horrweiler, Welgesheim und Sprendlingen bieten für jeden Geschmack die passende Route. Ob entspannt und ohne viele Höhenmeter über den Napoleonsweg, ereignisreich über die Via Vinea oder doch eher sportlich über den Höhenwanderweg zwischen Sprendlingen und Aspisheim – gerade im Herbst verzaubern diese Strecken die Besucher mit ihrer farbenfrohen Pracht.
Spaziergang durch die herbstlichen Weinberge, @ Tanja Espenschied
Nicht umsonst findet deshalb jedes Jahr Ende Oktober – das Wandererlebnis „Farbenfrohes Wandern“ statt. Die Jungwinzerinnen und Jungwinzer der HiwwelConnection und die Tourist Information der VG Sprendlingen-Gensingen laden hierzu in die Weinberge ein. Auf dem für dieses Ereignis ausgewiesenen 11 Kilometer langen Rundweg mit zahlreichen Verköstigungsstellen zeigt sich die Rheinhessische Toscana von ihrer schönsten Seite. Selbstverständlich liegen auf der Wanderroute auch zwei Weinbergschaukeln!
Rucksack auf und los! Spaziergänge oder Wanderungen für die ganze Familie, @ Tanja Espenschied
Außerhalb der Rheinhessischen Toscana, aber trotzdem nah: Wingertsschaukel in Ockenheim und Klein-Winternheim.
Über Tanja Espenschied
Reisen ist meine Leidenschaft, Rheinhessen mein Zuhause. Viele Jahre bin ich mit Rucksack und Kamera durch die Welt gereist, immer auf der Suche nach den schönsten Flecken der Erde. Was ich dabei ganz übersehen habe: Die schönsten Flecken liegen oft nicht auf der anderen Seite des Globus, sondern direkt vor der Haustür. Ich ziehe also wieder los, dieses Mal auf der Suche nach den Perlen Rheinhessens.