Nördlich der Kirche wird die fränkische Urzelle des Ortes, eine dörfliche Struktur, die „Villa Ingilinhaim“ vermutet. In Zusammenhang mit dieser merowingischen Siedlung schließt man auf frühe Vorgängerbauten der Kirche, die dem „Apostel der Franken“, dem Heiligen Remigius geweiht waren. 742/43 schenkte König Karlmann die Kirche in Nieder-Ingelheim dem neu gegründeten Bistum Würzburg. In der Folge erhielt sie das Patrozinium des Würzburger Bistumsheiligen Kilian. Gegen Ende des 8. Jahrhunderts wurde die Fiskalkirche zeitweise als Pfalzkapelle genutzt. Die Bedeutung des Gotteshauses zeigt sich in der Tatsache, dass hier 984 eine Generalsynode stattfand, an der Otto der Große und der westfränkische König Ludwig IV. teilnahmen. 1270 wurde der gesamte örtliche Würzburger Besitz mit der Kirche an das Mainzer St. Stefansstift übertragen.
Von einem mittelalterlichen Bau ist nur der fünfgeschossige romanische Turm erhalten, der in der Stauferzeit (12./13. Jahrhundert) entstand. Die Glockengeschosse spiegeln Formen der niederrheinischen Spätromanik wider. Der Giebel wurde 1881 auf Initiative und unter Übernahme der Kosten von Wilhelm von Erlanger erneuert. Das Tympanonrelief am Turmportal, das um 1200/10 entstanden ist, war ursprünglich an anderer Stelle verbaut. Der heutige Saalbau wurde 1739 nach der Kirchenteilung errichtet. Im Schweifgiebel des pilastergerahmten Südportals erscheint das kurpfälzische Wappen. Der Innenraum verfügt über eine bedeutende barocke Ausstattung. Epitaphien aus dem 18. Jahrhundert erinnern an Anton Otto von Cloß, seinen Vetter Gerhard von Schrieck und Pfarrer Förschter.

Vor der Kirche findet man auf dem bis 1836 genutzten Friedhof einige beeindruckende Grabmäler. Die Ummauerung des Kirchengeländes bestand in dieser Form bereits im 14. Jahrhundert.

Der Laufbrunnen mit gusseisernem Brunnentrog aus der Gießerei Puricelli (Rheinböllerhütte) an der Straßenecke wurde in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts von Baron von Erlanger gestiftet.

Südlich der Remigiuskirche befand sich analog zu dem Platz vor dem Rathaus ein Marktplatz, der Kleiner Markt genannt wurde. Hier wurde auch Gericht gehalten. Im 15. Jahrhundert tagte das Ingelheimer Reichsgericht montags, mittwochs und freitags in Nieder-Ingelheim bei der Linde vor der Kirche.

Um das Gotteshaus waren mehrere Institutionen vereint:
Im Osten an der Einmündung der Ottonenstraße(Belzer Straße 4) befand sich die Zehntscheune des Mainzer St. Stefansstifts, die heute modern verbaut ist. Die Nieder-Ingelheimer Bauern mussten keinen Weinzehnten, sondern nur den Fruchtzehnten entrichten. Das St. Stefansstift hatte als Gegenleistung die Verpflichtung, für den Bau und die Unterhaltung der Kirche und des daneben stehenden Pfarrhauses aufzukommen.

Derspätbarocke Katholische Pfarrhof (Belzer Straße 8) wurde 1759 durch das Mainzer St. Stefansstift gegenüber der Kirche an der Stelle eines Vorgängerbaus errichtet. Das Baujahr erscheint im Kämpferbalken über der Tür. Die korbbogige Hoftoranlage auf der linken Seite weist mit der Datierung 1675 auf eine frühere Entstehung hin. Hinter der hohen Hofmauer gruppieren sich um einen gepflasterten Hof Wirtschaftsgebäude. Der weitläufige Pfarrgarten, der 1977 durch die Errichtung des Pfarrzentrums an Fläche verlor, wird im Norden von einem lang gezogenen Mauerzug aus dem 17./18. Jahrhundert begrenzt.
Westlich der Kirche an der Stelle des heutigen Parkplatzes und Teilen der Straße stand einst das mittelalterliche Hospital. Das Heilig-Geist-Spital ist ab Ende 13./Anfang 14. Jahrhunderts nachzuweisen. Nach einem Brand wurde es 1472/78 neu aufgebaut. Bedeutsam ist, dass hier von 1495 bis 1498 der Vater des Cosmographen Sebastian Münster Spitalmeister war. Das Hospital existierte bis 1835. Daneben wurde im 18. Jahrhundert das ehemalige katholische Schulhaus errichtet, das inzwischen abgerissen wurde.

Remigiuskirche © Rainer Oppenheimer/Stadt Ingelheim
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